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Tags und Tagging, oder was Web 2.0 mit Graffitisprayern zu tun hat

Ich sinniere gerade über den Begriff des Tags oder besser auch über die Tätigkeiten des „Taggens„. Ich weiss ja, die Meisten von uns tun es, in den häufigsten der uns zur Verfügung stehenden Neuen Netzanwendungen spielen sie auch eine große Rolle.

Anlass hierzu ist der aktuelle Ttitel-Artikel des Focus (Focus 41/2006), nicht weil mich der Artikel dermaßen vom Hocker gerissen hätte. Es ist einer wie viele in der letzten Zeit, über die ich mich in der letzten Zeit geäußert hatte – Diesmal unter dem Titel: Das Mitmach-Netz – mit immer dem gleichen Aufbau: Gründergeschichten, Skeptische Seitenblicke stehen neben Anwendungs-Szenarien und ausgewählten Geschichten die irgendwie und irgendwann das Zeug zu echten Netz-Legenden haben und wahrscheinlich in Geschichtsbüchern stehen. Doch irgendwie gehen mir bei diesen Blicken zwischen Riesengrob und supergranular einfach die wichtigen Aspekte verloren, die sich durch eine Community ergeben / ergeben können. Die Menschen die das Web 2.0 vorantreiben sind natürlich zum Einen die Gründer von Wikipedia, del.icio.us, plazes etc. Aber auch die Nutzer an sich. Nicht ein oder zwei, wie sie dann portaitiert werden. Außerdem kommen mir die Abläufe bei den Darstellungen der Prozesse zu kurz. Wikipedia wächst und wird gepflegt und war nicht einfach da. Genauso sieht es ja auch mit Blogs aus. Es ist ja noch kein Blog/Podcast vom Himmel gefallen. OK. Ich schweife ab. Was mir an dem Artikel irgendwie gefallen hat waren die kleinen Begriffserläuterungen am Rande. Und da stand das mit den Tags bzw. mit dem Tagging. Und das war mir dann doch blogwürdig.

Zum einen fand ich es spannend, das Taggen als Tätigkeit einen Niederschlag in die erläuterungswürdige Begrifflichkeit findet.

Das Taggen wird demnach erklärt als:

„… das Kennzeichnen von Dateien, Fotos, Orten und anderem mit Schlüsselwörtern. Diese „Tags“ erlauben es, den Inhalt in völlig neuer Form zu präsentieren. (…) Ursprünglich stammt der Begriff aus der Grafittiszene und bezeichnet das Anbringen von Sprayernamen an Häuserwänden.“ (Focus 41/2006), S. 186)

OK. Danke, dass Ihr mir die Welt erklärt habt. Und ob das nun richtig ist oder nicht lass ich einfach mal stehen. Doch interessant finde ich, dass das Verschlagworten, wie ich das Taggen nun einmal bezeichnen möchte, doch irgendwie genuin ziemlich aus dem Pädagogischen Kontext stammt. Weniger die Tätigkeit aus de Sprayer-Welt. Und dabei kam mir einmal mehr der Gedanke, dass man wahrscheinlich in der Wahrnehmungs-Psychologie-Vorlesung in 5 Jahren hören wird, dass der „Mensch immer Dinge wahrnimmt, und dabei in Gedanken tagged, um sicherzustellen dass dass, was er gerade gehört hat, die richtigen Verknüpfungen und semantischen Links bekommen hat …“ (Ende des Ausschnittes aus einem Podcast einer Wahrnehmungs-Psychologievorlesung in 5 Jahren) weil dies der Welt der Studierenden wahrscheinlich ein begrifflich und metaphorisch präsenteres Bild ist, als Synapsen, kognitive Verknüpfungen, semantische Netze etc.

Aber die Zukunft jetzt beiseite geschoben: Was ist dran an dem Tagging? Interessant sind mir mehrere Dinge aufgefallen, die sich auch erst in dem Zweiten, dem Prozessgedanken des Web 2.0 erschließen:

  • Individual Tagging

Es gibt die individuellen Tags, die Schlagworte, die man selbst setzt, um einen Begriff zu erweitern, mit denen man ihn auf der Meta-Ebene über das Gesagte hinaus auffindbar machen möchte.

  • Social Tagging

Es gibt jedoch auch das Phänomen des Social Tagging. Damit bezeichne Ich nun das „sich Einigen“ auf Tags, die den individuellen Bezeichnungen zum Trotz quasi ein „kleinstes gemeinsames vielfaches“ der Begrifflichkeit zufügen und einer Community somit ermöglichen eine emmergente Gesamtschau zu gestalten. Als Beispiel möchte ich hier gerne einmal den Tag „podcastday2006″ erwähnen, wo man durch Betrachten der unzähligen Bilderstrecken und Blog-Einträge einen riesentollen Überblick erhalten kann, mehr als jede Webseite einzeln hätte erreichen können.

Tagging-Konflikte gibt es rein formal ja keine. Diese werden durch die Vielzahl der Aneinanderreihung verschiedener Begriffe ausgeschlossen. Ein Konflikt wäre dann gegeben, wenn ich eine Begrifflichkeit hätte, die ich individuell anders belegen würde als sie durch „Social Tagging“ gefordert wären.

Social Bookmarking und Social Tagging ermöglichen nun ein bislang noch nicht da gewesenes Phänomen, nämlich den des Tag-Hoppings. Während man früher mit „Lost in Hyperspace“ meinte die Größte Gefahr in Learning Management Systemen gelöst zu haben, so ist uns mit Tag-Hopping die (ja ich bin noch bei sinnen) digitale Gehirnwäsche Bereicherung in die Wiege gelegt worden. Denn nur dort kann ich auf einmal entdecken, welche Begrifflichkeiten (Tags) meines Bookmarking-Networks mit den Meinen übereinstimmen, oder welche Tags nicht doch besser geeignet wären.

In dem Sinne

;-)Taggst du schon oder browst Du noch?

Bis denne

Andreas Auwärter

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