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EU-Bürokratie, Fernsehrichtlinie und Kontrolle

Im Weblog von Thomas (TB) kann man eine kritische Auseinandersetzung mit einem Artikel der Welt verfolgen, die in einem Aufschrei für die Wahrung der freien Meinungsäußerung über das Netz endet.

Zuerst der Verweis auf den Artikel:

„Medienbranche

Brüssel will Online-Zeitungen stärker kontrollieren“ ( Den ganzen Artikel, so lange er online steht hier!! )

Die blogokratische Auseinandersetzung hierzu gibt es hier.

Warum es sich lohnt auch aus dem Kontext von Podcasting for Learning hierzu einige Zeilen zu verfassen:

Hierzu gibt es mehrere Anlässe. Zum einen, ganz in dem Kontext, der auf dem abschließenden Video sehr gelungen platziert ist: Es gilt meines Erachtens ein Bewusst sein auf einer breiten Basis zu schaffen, damit solche Meinungsbilder, wie in dem besagten FAZ-Artikel ( der kann hier nachgelesen werden) irgendwann als Beurteilungen aus Unwissenheit und bestenfalls Missverständnis abgestuft werden können.

Zum Anderen erachte ich es als sinnvoll, bevor die Verdammnis-Säule und das juristische Dermokles heruntersaust, dass immer mehr Menschen auch wissen, was genau sie mit ihren Richtlinien und Gesetzen überhaupt bewirken (wollen).

Zugegeben. Blogs, Wikis, Podcasts, Vodcasts … … sind Medien, die, wenn man sie analytisch hinsichtlich des Menschenbildes betrachten würde, ein intensiv positivistisches ebensolches aufzeichnen. Und dies sowohl unter ethischer als auch pädagogischer Fragestellung.

Aber die Problematik der Redefreiheit, Macht und geistiges Eigentum des Netzes, sowie die Verantwortung und auch Zuschreibung als auch Wahrung der Verantwortung sind so alt, wie die Strukturen des Internet an sich. Sehr schön werden sie in einem Dreibänder von Manuel Castells Aufstieg der Netzwerkgesellschaft beschrieben, auch unter dem Hinblick der Machtlosigkeit, der man hierbei gegenüber stehen kann. Und das gilt es aus den Seiten aller Betroffenen wahrzunehmen. (PS: Es gibt ihn inzwischen auch in deutscher Sprache und hervorragend übersetzt)



„The Rise of the Network Society“ (Manuel Castells)

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Was es jedoch, und das halte ich von dieser Stelle aus angebracht, weniger den gesamtgesellschaftlichen Anteil, solcher Massnahmen, als die pädagogische Reflexion angeht, so ist an allen geplanten Maßnahmen durchaus zu überlegen, inwieweit sie noch aus den alten Mustern der Bewahrpädagogik anhaftet. Die Bewahrpädagogik stellt sich auf die Seite, dass man nicht alles, was denkbar ist, gestreamt, gesendet oder auch publiziert werden darf. Aus welchen Motiven heraus tut sie dies – diese Antwort bleibt sie bis heute schuldig. Aber faktisch sind die Motive auch eher uninteressant, als stattdessen die Tatsache, inwieweit werden Mediennutzer als mündige Menschen behandelt. Ist das Ziel in Form einer angewandten Medienerziehung zu einem kritischen, das heisst in meinen Augen zum Hinterfragen fähigen, Umgang mit den Medien zu gehen, oder muss ich restriktiv, regulierend, aktiv eingreifen? Meines Erachtens sind aus der pädagogischen Haltung diese Punkte noch nicht erreicht. Gerade im Internet lassen sich ohne viel Aufwand hervorragend Beispiele finden, die sich vergleichend zu einem solchen Aufgabenstellung eignen würden.

Und ich empfand mich schon früher in meiner Jugend und auch immer noch heute als in der Lage zu sehen, wie ich die mir gebotenen Informationen umzugehen habe. Bitte liebe Lehrerkollegen, widersprecht mir, wenn Ihr nicht den Eindruck habt, doch in dem, was als Wissensgeneration heranwächst sind diese Anlagen ebenso vorhanden. Es kann sein, dass es eines dezidierten Gesprächsanlasses braucht, doch zumindest meine Zeit als Aktiver in der Schule hat mir belegt, dass viele Schüleinnen und Schüler zu weit kritikfähigerer Meinungsbildung in der Lage sind, als man es ihnen heute zuschreibt. Insbesondere deshalb haben bewahrpädagogische Ansätze zunehmend weniger Verfechter in der Pädagogik als Wissenschaft gefunden, als früher.

Um den Bogen noch einmal zur EU zurückzuschlagen. Wenn solche Maßnahmen kommen und sie bewahrpädagogischen Motiven – auch auf eine Bevormundung der Gesamtbevölkerung zugeschnitten sind, dann

muss man dies auch kritisch hinterfragen und dies kann auch unter entsprechender eigener Meinungsbildung zu der Sache als Kriterium angewandt werden.

Desweiteren wünsche ich mir – was ich halt aus leidiger Erfahrung selbst ständig erlebe, und wie ich weiss auch andere erleben, Handhabe gegenüber den vielen anderen Gefahren, die uns das Internet permanent näherbringt. Warum wird über Meinungsfreiheit so viel Zeit auf Seiten der Welt- Bürokratie verwendet, wenn man sich ständiger Spam-Attacken wehren muss, die sich mit immer ausgefeilteren Mechanismen in die Systeme einschleichen, um das, was wirklich potentiell schädigt zu verbreiten. Schon an anderer Stelle habe ich mehrfach darauf hingewiesen, dass solche Mühen die Blogsphäre, Podcastsphäre und den gesamten Communitybereich des Web 2.0 sehr viel stärker schädigt, als hier absehbar wäre, unter anderem, weil deswegen die Angebote der Partizipation durch die Nutzenden nicht mehr barrierefrei und niederschwellig angeboten werden dürfen.

Hierzu ein zentrales und deutliches Meldewesen von Betroffenen anzubieten wäre ein erster Anfang. Dem Ganzen einen Raum für juristische Konsequenzen eventuell durch Verbände vertreten zu ermöglichen ein weiterer notwendiger Schritt. Das Telekommunikationsgesetz verbietet meines Erachtens inzwischen sogenannte profesionelle Callback-Phisching-Angebote auf Handys etc, die, wie kurze Netzrecherchen in einschlägigen Foren belegen, immer durch die gleichen Rufnummern und aus dem gleichen Rufnummernraum und auch nachvollziehbar von den gleichen Stellen oder schnell gegründeten Tochterfirmen aus geschehen. Trotzdem ist die zuständige Behörde machtlos, als dass sie dazu verdonnert ist nur Einzelfälle zu bearbeiten, was ihr nicht ermöglicht ein Gesamtbild zu erzeugen, sowie schell zu hantieren und mühselige Schritte im Kleinen zu vollziehen. Von dem eMailspam gar nicht zu reden. All das sind ernsthaft neue Gefahren, die entstehen und entstanden sind. An die wird nicht oder nur sehr schleppend herangegangen. Warum hat man Blogger, Podcaster, Forenbetreiber und Netzzeitungen diesbezüglich im Visier? Wegen der geringen Zahl, die potentiell die technischen Möglichkeiten missbrauchen? Wegen der potentiellen Zahl der Beliebigkeit und der Angst a la EPIC 20XX im Nirvana zu versinken?

Keine Ahnung – aber eine Meinung sollte man sich selbst bilden und das schnell, jedoch gründlich.

Grüße und bis denne

Andreas Auwärter

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