Wenn viele Menschen wissen, an was man forscht, bekommt man häufig immer wieder folgende Informationen: „Da hab ich etwas darüber gelesen“, „dort stand etwas drin“ … So schnitt mir eine liebe Kommilitonin eine Randbemerkung aus der Rubrik „Chancen“ aus. Leider habe ich mir die bibliographischen Daten nicht schnell besorgt, sodass die Quellenangabe etwas lückig ist. Auf jeden Fall schreibt Herr Julian Hans in wenigen Worten einiges unter dem Titel: „Lernen 2.0 – Podcast bietet die Demokratisierung der Bildung in letzter Konsequenz: Jeder kann ein Lehrer sein“.
Inhaltlich schildert er ausgewählte Podcaster, die ganz privat Educasten. Dabei auch Russischstunden(Danilova) und ein Guitarrenkurs(Pomska).
Zwei Aspekte erscheinen mir einfach nur Reflektierenswert:
„Jeder der sich berufen fühlt, darf ein Lehrer sein. Der Charme des Privatunterricht aus dem Netz liegt gerade darin, dass er unprofessionell ist, dafür aber sehr persönlich.“
Ich glaube, dass Herr Hans im Tenor schon etwas wahres aussagen möchte. Ich störe mich hier an dem Wort „unprofessionell“. Handelt jemand, der Podcast aus dem privaten Engangement heraus gestaltet gleich unprofessionell? Außerdem frage ich mich, ob ein persönliches Ausgestalten eines Lernangebotes das Gegenteil von Unprofessionalität ist? Außerdem sollte man in einer solchen Aussage den Professionalitätsbegriff in einen deutlichen Bezug setzten: Ich kann hier nur Mutmaßen was er damit genau ausdrücken wollte. Wenn man die Professionalität im Bezug auf Tontechnik/Medientechnik setzt bekomme ich eine andere Aussage, als wenn es auf das pädagogische Handeln.
Aber ich möchte versuchen ihn richtig zu verstehen. Vielleicht wollte Hans ausdrücken, dass Podcasts unkompliziert, weniger im Schuldesign strukturiert, nicht von oben herab belehrend etc… erscheinen. Kann man so etwas planen? Ja. Man kann sich – um die Aussage jetzt paradox zu gestalten: Man kann professionell einen Podcast unkompliziert, leicht, beschwingt … eben attraktiv erscheinen lassen. Man kann diesen Gedanken auch erweitern in hörerorientiert (lernerorientiert), kommunikationsbasiert , dialogische Gestaltungspotentiale oder mit eben Hanschen Worten unprofessionell. Ist es das, was er meint? Who knows.
Etwas polemisch ausgedrückt: Der Gedanke hätte dann etwas von dem krampfhaften Versuchen einiger Personen geplant und auf Abruf locker aufzutreten. Und ich behaupte: Das geht!!!
Doch einen zweiten Aspekt trifft Hans locker auf den Punkt:
„Über die Fortschritte ihrer Schüler können die Podcast-Lehrer nur Vermutungen anstellen, denn der Unterricht läuft fast immer eingleisig von Sender zu Empfänger.“
Und direkt im Anschluß:
„Einer von Danilovas Abonnenten hat sogar mal Hausaufgaben gemacht. Sie hat seinen Text korrigiert zurückgeschickt – aber danach nie wieder von ihm gehört.“
Abgesehen davon, dass er sich hier in einem Absatz fast selbst widerspricht und gerade noch so die Kurve bekommt: Recht hat Hans, indem er beschreibt, wie schwierig es ist ein Lernangebot zu gestalten, für ein imaginäres Publikum, über dessen Bezugsgewohnheiten und Interessenslagen man nur mutmaßen kann. Aber genau dieses Überlegen, was könnte denn Interessieren lösen in meiner Beobachtung viele mit so viel Geschick, dass sie wahre Lehrmeister sein könnten. Zum Beispiel „Andrea W. Wills Wissen …“, wenn sie Hörerrückmeldungen Bündelt und als Sondersendung einmal die Woche mal charmant, mal ironisch, mal kokett, mal anders widerspiegelt und berücksichtigt. So kann darf und will ich die von Hans geäußerte Aussage nicht unreflektiert stehen lassen. Es existiert die Möglichkeit eines Weges vom Empfänger zum Sender. Sie wird auch angewandt. Aber es ist nichts für Menschen ohne Geduld, denn, um einmal einen neuen Faktor hinzuzufügen: Bis sich eine Community bildet und entwickelt bedarf es etwas Zeit und Geduld. Es bedarf auch der Fehler und der Neuanfänge. Aber es bedarf auch der Entwicklung und Offenheit für neues.
Soweit und bis denne
Andreas