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Think in Progress I: Schulmeister und die Frage nach der @Generation

Noch immer lässt mich Schulmeisters Kritik an der geläufigen Auffassung einer Net-Generation nicht los. Irgendwie hallt sie nach. Und eben aus diesem Grund hört auch der angedeutete „think in progress“ nicht auf. Dabei möchte ich im ersten den Versuch starten, seinen Gedankengängen gerecht zu werden. Was stört ihn eigentlich so massiv? -frage ich mich. Ist es die, wie er formuliert „Dichotomie von Digital Natives und Digital immigrants“ alleine? Also die sprachlich postulierte Analogie zu linguistischen Konzepten, wie er zum Beispiel an Prensky kritisiert? Oder eine vorschnelle und (folgt man seinen Aussagen nicht belegte) Verwendung des Generationen-Begriffes? Für mich deshalb nachvollziehbar, weil er selbst einen großen Teil seiner Forschungstätigkeiten genau an diesen Fragen arbeitet. Oder steht nicht die Kritik an der Forschungspraxis im Vordergrund. Schulmeister selbst zeigt sich an einer Stelle über genau diese Frage empört: 

„Spricht aus meinen Worten Ärger? Bin ich darüber entsetzt, dass immer wieder Behauptungen derartiger Globalität aufgestellt und Urteile solcher Reichweite gefällt werden, ohne sich einer vernünftigen Grundlage versichert und Alternativen geprüft zu haben, …“

Ich muss zugeben – nach der Beweisführung Euer Ehren bleibt nicht mehr viel übrig, vom viel beschworenen Mythos. Und dennoch fällt mir aus dem Text heraus schwer die Ironie (oder ist es gar zynisch) vom Inhalt zu trennen. Ich frage mich bislang immer noch, wie ein Professor ein Freizeitforscher sein kann. Und in wohl gemeinter diskursiver Auseinandersetzung wundere ich mich, über die Kritik an Oberlinger & Oberlinger, denn gerade diese führen das besprochene Buch in eigentlich einem Duktus ein, wie er im weiteren Text von Schulmeister auch zu lesen ist, nämlich, indem ihre rhetorische Figur Eric Möglichkeiten des Netzes – als selbstverständlich – anwendet. Das ist für mich schon ein Kontrapod zu einem damals noch vorherrschenden Modell Menschen erst künstlich komplette und immer komplexere Anwendungen schaffen zu müssen. Zumindest habe ich Oberlinger & Oberlinger hier so vertanden. Doch neben der Werkauseinandersetzung erschließen sich mir noch weitere logische aber auch urteilsmethodische Fragen an. Inwieweit lassen sich „lokale“ oder „regionale“ Untersuchungen in „überlokale“ oder „überregionale“ Kontexte transferieren – auch aus der Perspektive der Kritik. Ich frage mich, inwieweit es in sich schlüssig ist, auf ich nenne sie nun neutral, Erhebungen im amerikanischen Raum mit Erhebungen aus dem deutschen Raum zu kontern. Ich habe hierzu nämlich keine Antwort parat. Kann man so etwas einfach triangulieren, oder sind nicht gerade im viel zitierten Medienkonsum Unterschiede feststellbar? Zumindest aus dem Kontext des Podcasting könnten ja welche erkennbar sein. Noch einmal zum Punkt „Generation“ zurück. Joachim Wedekind formuliert weitergehend:

„Spannend wird es aber erst, wenn diesen Generationen noch bestimmte Merkmale und Eigenschaften zugesprochen werden. Besonders prägnant hat dies Prensky (2001) formuliert, wenn er von den digital natives spricht.“ (Quelle – hier)

So sind mir aus dem Schulmeisterwerk gerade jene in Erinnerung, die oftmals zur (evtl. schwarzweissmalerischen) Pauschalkritik an der Generation herhalten durften, wie beispielsweise die Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne und dem Hinweis, dass es eigentlich fahrlässig sei, dies vorschnell pathologisch mit einem Krankheitsbild gleichzusetzen. Aber das führt auch noch weitere Themenfelder an, nämlich die Frage der Erhebung auf der Einen Seite und die Frage nach der öffentlichen „Weiterverarbeitung“ über verschiedene Kanäle auf der Anderen.

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