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Sprachrohre einer egalitären (Medien-)Öffentlichkeit (Medien · Informatik, NZZ Online)

Geht es uns bloggern bald an den Kragen?

Wenn man solche Texte liest kann man sich dessen fast sicher sein. Warum? Nun, weil sie sich als Bestandsaufnahme bezeichnen. Weil sie behaupten, sie hätten Ahnung.

Sprachrohre einer egalitären (Medien-)Öffentlichkeit (Medien · Informatik, NZZ Online)

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Sprachrohre einer egalitären (Medien-)Öffentlichkeit

Eine kritische Bestandsaufnahme des Internet-Phänomens Weblog

Die Weblogs boomen: Im Internet gibt es Millionen von Amateur-Publizisten. Die meisten widmen sich Privatem, doch einige erheben aufklärerische Ansprüche. Können sie das Mediensystem bereichern?

Mit Thomas Wanhoff teile ich die Meinung, dass die oben stehenden Textpassagen in dem Artikel von Heribert Seifert wirklich beachtens- und über(denk!!!)enswert sind.

„Solche Euphorie verdient erhebliche Skepsis. Bereits die Zahlenangaben sind nicht sehr verlässlich. Laut einer Umfrage im Auftrag des Magazins «Focus» (Basis: 1010 Befragte) soll es in Deutschland 4 Millionen Blogger geben. Das ist sicher reine Phantasie.“

Und??? Wo ist bitte-schön das Problem? wo ist die logische Schlussfolgerung, die hier gezogen werden kann? Kann mir jemand den Kausalzusammenhang zwischen einer Umfrage, bei der man sich dessen Ergebnisse nicht sicher sein kann, der Zahl der aktiven Blogger und der vollzogenen Abwertung der Inhalte von denselben erklären? Also, wenn eine Auto-Werkstatt einen Fehler beim Reparieren eines Autos macht, dann ist auch nicht das Fabrikat: Auto gleich schlecht, aber mann kann sich natürlich fragen, warum es überhaupt in die Werkstatt musste. Doch wenn eine Verkehrszählung einen Fehler beinhalten würde, würde das ja nach der gleichen Logik bedeuten, dass alle Autos gefährlich sind und als Schlecht zu behandeln (Handeln -> Aktionieren) wären. Hier würde ich dann gerne die Artikel in den Zeitungen lesen hierzu. Was sollte dieses Urteil denn bewirken? Wenn es die Relevanz herunterspielen möchte, dann spielt es auch die Relevanz der Töne und vorgeschlagenen Maßnahmen innerhalb dieses Artikels herunter. *Kopfschüttel* Warum denn dann das folgende:

„Nötig ist allerdings eine Marktbereinigung in der Blogo-Sphäre, die die Grenzlinie zwischen bloss privater Äusserung und der Inszenierung einer Gemeinschaftskommunikation einerseits sowie der Wahrnehmung einer öffentlich bedeutsamen Rolle anderseits klarer erkennbar macht. Das bedeutet, dass die kommunikativen Verkehrsformen zivilisierter werden müssen. Wenn das die Blogger-Szene nicht selber regelt, werden das früher oder später die Gerichte tun.“

Aha. Ich bin erst eingezogen in meine Internetwohnung (Siehe einen (FaZ) Artikel vor längerer Zeit), dann bin ich das Netz (Spiegel am 17. Juli – dank an Stefan Cordes) Und jetzt bin ich ein Marktanteil, der bereinigt werden muss. Und meines Erachtens geschieht das nämlich aus Unwissenheit. Warum? Die Blogsphäre ist meines Erachtens eine messbare soziologische Größe mit einem eigenen Regelwerk. Jawohl, es gibt ein Regelwerk. Und die erste Regel heisst: Meinen (privaten) Blog muss niemand lesen. Und wenn niemand meinen Blog liest, dann kann er auch nicht schaden. :-)

Und wer die Geschichte nicht kennt, den möchte ich kurz zusammenfassen, wie man sich nach Paul Watzlavick (schreibt der sich eigentlich so?) unglücklich machen kann. Indem man sich über badende Kinder im Adamskostüm beschwert. Den Schutzmann ruft und ihn auf diese Gesetzwidrigkeit aufmerksam macht – Beobachtet, dass der Schutzmann hingeht und mit den Kinder redet.

Dann den Schutzmann erneut ruft, weil sich die Kinder 300m stromaufwärts zum Baden niedergelassen haben, wieder dessen regulierenden Bemühungen folgend beobachtet, um ihn dann ein drittes mal zu rufen – jetzt mit dem Hinweis, dass man die Kinder noch sehen könnte, weil man mit dem Fernglas auf das Dach steigen würde.

Eine berauschende Geschichte und kennzeichnend für den Umgang mit dem Blogging, wie ich es erlebe.

Aber ergänzend zu Thomas halte ich eine Einleitung ebenso für DENK!würdig.

Nimmt man zum Kult des Privaten und Subjektiven sowie zum Fehlen verlässlicher eigener Recherchen noch die oft rüden Kommunikationsformen auf vielen Blogs hinzu, dann wird man Kritiker wie Thomas Leif, den Chefreporter des Südwestrundfunks, verstehen. Er sieht hier vor allem einen «privaten Table Dance, gespickt mit Anfeindungen, Unterstellungen und systematischer Provokation». «Forbes Magazine» nannte die Blogo-Sphäre gar die «Plattform eines Online-Lynchmobs»

Was versteht man hier als Journalist als „Kult“ des Privaten? Fragwürdig, insbesondere, daher, dass man sich hier nicht gerade in Verallgemeinerungen badet. Nicht, dass man sich selbst einer ausgewogenen skeptischen Haltung stelt, man zitiert hier ganz „deus ex machina“ authoritäten aus dem Nichts, um eine Haltung zu demonstrieren. Was sagt denn Herr Seifert, welcher Meinung er ist. Die von Herrn Leif kannte man ja schon. PS: Die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine ganze Reihe von Videointerviews herausgegeben, die sich dieser Thematik nähern. Ich weiss nicht mehr genau ob es jetzt das zitierte oder das andere Interview mit Herrn Leif betrifft, wo er auf eine undeutlich zu verstehende Frage antwortet: „Natürlich gibt es auch gute Blogs … Zum Beispiel den xxx.Blog“ geixt, weil ich mir wie gesagt nicht hundertprozentig sicher bin und von daher lieber nichts falsches in die Welt setzen möchte. (Gemeint war ein Blog, der sich um Überprüfung journalistischer Öffentlichkeit bemüht).

Was MIR jetzt die ganze Zeit zu kurz kommt, und das entbehrt ebenso der Logik, wenn man so will. Nehmen wir den Punkt der Verantwortung, die ja der Motor der Marktbereinigung sein soll.

so haben Bloggende Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die sich ja nicht wirklich in einem rechtfreien Raum bewegen, sicherlich eine Seite. Aber lesende ebenso. Muss ich glauben, was da steht? Muss ich gleich so damit umgehen, als wäre es mein Eigentum, muss ich wirklich alles fürwahr halten, um ein altes Wort zu verwenden? Erleichtert mir Bloggen und das Rezipieren von Blogs meine Arbeit? Ja. Aber es macht sie ja nicht überflüssig. Als Leser stehe ich ja auch in der Pflicht zu hinterfragen, was damit gemeint ist, wie es gemeint ist aus welchem Kontext es wie stammt etc. Und, lieber Herr Seifert, im Umgang miteinander haben aktive und anerkannte Blogger einiges, von dem man lernen kann. Mit technologischen Mitteln kann man nämlich Sein Gedankengut mit von dem Trennen, was andere denken und auch seine Quellen nennen. Diese vermisse ich, wenn Sie die Fallbeispiele bringen, denn sonst sind es nichts anderes als Pauschalismen.

Andererseits ist es schon ein wunderbares Zeichen des Vertrauens in das geschriebene (gebloggte) Wort, sollten sich Blogs als technische Erneuerung so einflussreich gestalten, dass sie Karrieren beenden. Ich bin der Meinung, dass es zweier wacher Köpfe bei diesem Weltbild bedarf. Den des Verfassers und den des Rezipienten. Und von daher bin ich guten Mutes, dass, wenn doppelter Verstand eingeschaltet ist auch weniger Falsches publiziert wird. Und dazu kommt noch eine zweite Regelung. Der Bloggende stellt nämlich das, was er äußert, zumeist zur Diskussion. Solche Selbstregularien finden sich in den wirklich wenigsten Druckerzeugnissen. Oder kommen wirklich alle Leserbriefmeinungen in eine gedruckte Ausgabe?

Soweit – mir geht die Wut aus …

Bis denne

Andreas auwärter

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