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Podcasting an Hochschulen? Zwischen Konserven-Talk und Innovationspotential

Martin Hoffmann nimmt in seinem Blogeintrag auf „mobile at school“ Stellung zu etwas, was mir schon früher auf der Seele brennt und gewissermaßen den Medieneinsatz von Podcasting direkt tangiert.

Zuerst die Meldung, die er zum Anlass nimmt:

US-amerikanische Universitäten wie etwa die renommierte Stanford University bieten schon längere Zeit verschiedene Vorlesungen als Podcast an. Nun möchte die Universität Osnabrück „die innovativen Entwicklungen der ausländischen Hochschule verfolgen und frühzeitig erproben, um (…) (den) Studierenden zeitgemässe Lehrformen zu bieten“. So sollen in Kürze durch das Zentrum zur Unterstützung virtueller Lehre der Universität Onsnabrück (virtUOS ebenfalls Vorlesungen als Podcast) bereitgestellt und sogar eigens für dieses Medium Inhalte entwickelt werden.

Quelle: iPodLOVE, 3/2006.

Vorweg einmal ein Disclaimer. Es geht mir nicht darum, zu verdammen, dass es Bestrebungen gibt, Veranstaltungen aller Art als mitschnitt zur Verfügung zu stellen. Ich halte im Gegenteil gerade Podcasts als konservatorische Einrichtung für durchaus sinn bringend, wenn sie als solche Medien auch verbreitet werden. das schließt ein, dass derjenige, der einen solchen Podcast produziert eben nur diese Erwartung hat und diese sich mit der desjenigen, der sie konsumiert deckt. Von daher ist auch damals mein Anliegen für den ZMS-05 auf dem ich versucht hatte die Haupt-Vorträge, soweit vertretbar und arbeitstechnisch zu schaffen als Angebot zu formulieren. Und die benannten Beispiele geben sich sicherlich auch recht.

Wenn das eine also Recht ist, und das Andere billig, weshalb die Aufregung, bzw. die vielen mahnenden Worte?

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Die Anregung von Martin nehme ich gerne noch einmal auf:

Ich bin skeptisch, ob solche Podcasts zu Vorlesungen wie jene der Universität Osnabrück an Hochschulen Erfolg haben bzw. wirklich Sinn machen! Denn, welche Studentin, welcher Student möchte schon unterwegs über einen iPod oder einen anderen MP3-Player eine 90-minütige Vorlesung als Konserve anhören?! Die KollegInnen an der Uni Osnabrück betonen zwar, dass die Podcasts als Add-On zur Präsenzveranstaltung gedacht seien. Dadurch hätten die Studierenden die Möglichkeit, sich versäumte Vorlesungen anzuhören oder diesen zur Klausur- und Prüfungsvorbereitung zu benutzen. Der Podcast verstehe sich als Ergänzung zur Präsenzlehre, solle diese aber nicht ersetzen. Die Podcasts aus Osnabrück sind zwar sehr professionell gemacht und enthalten auch die in der Vorlesung gezeigten PP-Folien in einer guten Qualität; ob sich allerdings Aufwand und Ertrag für alle Beteiligten wirklich auch lohnt, scheint mir fraglich. Aber immerhin ist es ein erster Schritt ins Zeitalter des „Audiovisuellen Lernens“!

Mein andreasischer Zeigefinger soll sich an folgendem Gedankengang orientieren: Es geht wie oben schon gesagt nicht um die Formulierung einer Verdammung, vielmehr um zweierlei Aspekte: Erstens wird m. E. viel potential verschenkt, dass ansonsten möglich wäre.

Das will meinen: Die akteure sind am Beispiel Osnabrück nach meinem Blick die Lehrenden selbst. Ok. Aber aus dem Blickwinkel des Potential zu wenig. Inwieweit würde sich anbieten durch Studierende weitere die Vorlesung bereichernde Materialien zu produzieren?

Wenn man den Anspruch des Add-On weiter fassen wollte: Ergänzend würde mich die verpasste Vorlesung nicht interessieren, vielmehr das, was da noch so hintendran steht. Also eben jene Informationen, die ich aus der Dramaturgie einer Vorlesung nicht unterbekomme, oder Expertengespräche zum Thema (Mensch unsere digitale Welt ist sooo klein und ein Experte ist nur noch einen Knopfdruck davon entfernt und in der Regel liebevoll und kostenfrei anzusprechen).

Ein in meinen Augen sehr gelungenes Beispiel hierzu ist der Podcast eines Dozenten der Pädagogik der Uni – Köln. (hier in meiner Podroll).

Der zweite Anlass, der sich meinen andreasischen Zeigefinger zum Zucken lässt ist der Punkt der Erwartungen. Podcasts gescheit zu erstellen ist weniger technischer Aufwand als redaktionelle Arbeit. es sind weniger die Produktionsschritte die zur Frage ob oder ob nicht werden, die ein Projekt solchen Ausmaßes zum gelingen oder Sterben verurteilen, als die Frage der Entscheidungen über die Inhalte. Hier einen Ohr und Kreativität zu haben zählt in meinen Augen zum höchsten Gut, dass unsere Studierenden mit sich bringen können.

Wenn also die Erwartungen aufgefangen werden können, und von allen Seiten deutlich werden, dann ergeben sich Lerneffekte. Zu solchen Erwartungen gehört das Ernstnehmen der Partizipationsmöglichkeiten ebenso wie die Kanäle der Mitbestimmung.

Der dritte Anlass ist eher ein technischer. Was Stantfort und die anderen Hochschulen generieren ist von höchster Qualität. Diese kann nur durch professionelle Mitwirkung erzeugt werden. Die Einrichtungen von iTunesU oder potentiellen Publikationssystemen weisen jedoch darauf hin, wie schwierig es ist, den Anspruch des Öffentlichen und der Außenwirkung gerecht zu werden. Gestalte ich einen Podcast nämlich nur für die Studierenden meiner Seminare? Habe ich einen damit geschlossenen Raum? Was auf dem ersten Blick nach einer juristischen Urheberrechtsfinte ausschaut, ist ein ernsthaftes Dilemma. Denn auch wieder aus dem Blickwinkel des Potentiales aus betrachtet, hätte die Community der Podsphäre, wie der Blogsphäre übrigens auch, es verdient, auch in der interessierten Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert und partizipiert zu werden. Das ernst genommen gibt ein Potential zur Öffnung der Hochschule und damit meine ich nicht eine reine Marketing und PR-Masche oder einen virtuellen Tag der „Offenen Türe“. Es hat natürlich eine Auswirkung auf die Gestaltung des Inhaltes und dessen muss man sich bewusst sein. Im Kontext eines Seminars über Wissensmanagement konnte ich einen Podcast mit studierenden zusammen gestalten, der nur den Seminarteilnehmern zugänglich war. Die Entscheidung fiel zu Gunsten des Geschützen geschlossenen Raumes, weil es nicht möglich war von allen vertonten Ressourcen auch Genemhigungen einzuholen.

Jetzt haben wir es geschafft einen Podcast für die Öffentlichkeit zu gestalten. Dieser ist von gänzlich anderer Natur.

OK Bis denne

Andreas Auwärter

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