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Warum twitterst Du eigentlich?

Diese Frage wurde mir von Jochen Robes gestellt und ich muss gestehen, die Antwort hierauf fällt einem schwerer als gedacht.

Schließlich ändern sich Einstellungen zu dem gebrauch eines Werkzeugs¿?, oder ist es eine Kommunikationsform?¿ permanent. Aus diesem Anlass soll ein irgendwie twitterbiographisch gestalteter Zugang zum Thema hergestellt werden. In der Vorbereitung auf den Earthcast09 fand mein primärkontakt mit Twitter statt. Dort bewährte es sich als ein Werkzeug, dass Menschen auch nicht vor dem Rechner sitzend Nachrichten zukommen zu lassen.  Auf dem Educamp – oder in der Vorbereitungsphase war mein zweiter Kontakt mit Twitter. Und was mich dazu antrieb einen eigenen Account intensiver zu nutzen. Einerseits war es die Neugier, inwieweit mich dieses Phänomen prägen würde, andererseits schon eine Ahnung von dem, was sich sicherlich als „Möglichkeit, mit Menschen im Kontakt zu bleiben“ beschreiben ließe. Vielleicht gleichweg die Schilderung, welche Eigenschaften ich dem twitternden Kommunikationen zuschreiben würde: Sie wirken in erster Linie unaufdringlich und quasi bei Interesse abrufbereit. Andererseits ist es die Konvergenz – als eine beschreibbare Eigenschaft, dass wirklich plattformübergreifend – tool übergreifend zum Beisipel vom Rechnerkontexten zu mobilen Kontexten zum Austausch von Gedanken und Stimuli anregt.

Gleichwohl kam für meinen Kontext noch ein weiterer Punkt hinzu: Zugriffsbeobachtungen zum Beispiel von neuen Episoden wurden deutlich größer, wenn sie nach Fertigstellung getwittert wurden. Von daher hat es sich als weiteres Distributionsmedium von Neuigkeiten für unseren Podcast etabliert.

Der nächste Punkt, dem ich einzelnen besonders liebevollen Twitterern zuschreiben würde ist die Kenntnis von Online-Veranstaltungen, von denen ich ohne dieses Tool wirklich nicht oder nur schwer erfahren hätte. In dieser Tradition liegen auch kurzfristige Hinweise auf Ereignisse und Veranstaltungen, die oft nur einen Mouse-Klick entfernt sind.

Aber es gibt noch einen anderen Punkt, den ich gerne erwähnen würde. Der vielmehr kommunikative Aspekt liegt aus meiner Sicht darin – ab einem gewissen Zeitpunkt –  sich zu trauen auch Fragen zu stellen und Antworten zu finden, sowie gleich den Kreisschluss erzeugend: Fragen wahrzunehmen und Antworten zu finden. Und das müssen nicht immer technische Bereiche des Lebens sein. Gerade unter diesem Aspekt merke ich, wie sehr man selbst das globale gezwitscher schätzen lernt .

Und aus dem eben geschilderten Fragen, Problem, Lösungskontext muss einfach erwähnt werden, wie deutlich sich die Wahrnehmung aus Nutzer und Anwendersicht im Bezug auf supportende Unternehmen verändert.

Abschließend wäre  noch ein oft dargestellter Punkt in die Betrachtung einbezogen: Ist Twitter Zeitverschwendung? Ja, sicherlich. Dann, wenn man nicht den Weg des Umgangs mit diesem Mittelding aus Kommunikation, Distribution, interpersonaler und gruppenbasiertem Austausch von Gedanken findet. Aber ich wage zu beurteilen, ob jemand nach nur kurzer Zeit der Observation in der Lage ist, diese Frage angemessen zu beurteilen. Und damit kommen wir zu dem aus meiner Sicht zu den größeren Problemen von Twitter, bzw. eher in der Vermittelbarkeit des Nutzens von Twitter:

Zum Ersten: Es ist meiner Ansicht nach, aus der phänomenologischen Perspektive, eine der Entwicklungen, der eine Analogie im bisherigen Leben fehlt. Voip-Dienste haben das Telefon als analoge Entwicklung, Blogs wurden schon oft mit Verlagsderivaten in einen Zusammenhang gesetzt. Podcasts hatten ihre analogen vergleiche mit anderen Medienderivaten. Aber wie ist twitter einzuordnen?

Zum Zweiten: Es ist als unsicheres Ereignis zu bezeichnen, inwieweit der einzelne Anwender in der kürze seiner Erprobungszeit einen subjektiv-eigenen Nutzen entwickeln kann. Quasi nach dem Motto: Sicher ist, das nichts sicher ist – kann es eine zunehmend lange Zeit dauern, bis sich die entsprechende kritische Masse an Followern entwickelt hat, mit denen man in einen eu-dialogischen Austausch treten kann. Solche Erfahrungen erschließen sich nicht durch theoretische Reflektion, sondern wirklich erst im Laufe der Zeit. Sie lassen sich auch nicht als sicher eintretende Versprechen artikulieren.

Mein Blick auf Twitter heute: Diese Blogpost entsteht gerade in einer Zeit, in der in einem fernen Land Dinge geschehen, die ziemlich prozess-offen in ihrem Ausgang sind.  Dies schlägt sich auch in der Community und der dortigen Stimmung wieder. Es ist keinesfalls sicher, dass Leserinnen und Leser dieses Blogpost dies zu dem Zeitpunkt ihrer Wahrnehmung des Posts noch gleichermaßen in Twitter wahrnehmen. Deshalb sei es explizit erwähnt.

So wäre die hieraus zu lernende Lehre etwa die Folgende: Der allgemeinen Stimmung durchaus ein Augenmerk zu schenken. Zumindest halte ich das für mich so. Ein vergleich: Niemand mit Gefühl für eine Situation platzt in eine Gruppe, der echte Sorge anzusehen ist, voller Furcht und Ungewissheit mit einem vollkommen albernen Beitrag. Aber, das schöne ist die Wahrnehmung des Mediums: Sie ist, was die Timeline angeht, eigentlich recht zeitlich begrenzt. Und in ihr gilt, was in anderen Bereichen des sog. Web 2.0 ebenso zutreffend wäre: Die angebotenen Informationen sind in ihrer Wahrnehmung auf freiwilliger Basis. Das hieße, neben der Freiheit des Wahrnehmens hat man doch auch die Freiheit des Weghörens, und des Überlesens.  Oder? Keiner ist gezwungen sich alles anzusehen / anzuhören. Und dieses ich nenne es nun einmal begründetes Filtern lernt man durch twittern sehr zügig.

Bis denne

Andreas

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