Dass Interaktion vielschichtig verwendet wird weiss auch schon Wikipedia. Und es finden sich diesbezüglich auch mehrere begriffliche Annäherungen.
Brachte man früher Interaktion und Computertechnologie zusammen, so kann man in einschlägigen Nachschlagewerken Hinweise auf Schnittstellendesign, Mensch-Comuter-Interaktion (HCI) etc. finden. So auch in der Erläuterung bei Wikipedia. (Interaktionsbegriff in der Informatik)
Was meines Erachtens inzwischen überfällig ist, ist ein begriffliches Update. Gibt es eine begriffliche Annäherung an ein Interaktion 2.0?
So ist webbasierte Interaktion meines Erachtens weniger die Interaktion zwischen mir und meiner Applikation, sondern durch sie hindurch zusammen mit anderen Personen. Die anderen Begriffe, wie Kollaboration greifen hier nicht, oder nur über Umwege. Dies würde intendieren an etwas gemeinsamen zu arbeiten etc.
Erweitert man die „alte“ Kette wäre denkbar:
Mensch-Computer-Compter-Mensch-Interaktion (H-C-C-H-I) und man hätte die Perspektive der Interaktion durch Computerassistenz erweitert. Deutlich würde, dass die Interaktion immer im Rahmen der Möglichkeiten, welche die jeweiligen Schnittstellen bereithalten – vollzogen werden kann.
Mir erscheint dies jedoch, als würde man einen funktionierenden Algorithmus durch boolsche Variablen plätten. Komplexer würde dies, kämen verschiedene quantitative Entitäten hinzu. Ein Mensch hat die Möglichkeit computervermittelt mit N Menschen in Interaktion zu treten. Diese wiederum …. und hier wiederholt sich das Ganze. Und gleichzeitig wird deutlich: Es ist ein Ende des einfachen Verständnisses der Mensch-Computer-Interaktion absehbar.
Wer hat hier weitere Vorschläge?
Technorati Tags: bloggendepaedagogen, elearning2.0, new_media_in_academics, podcasting4learning, Podcasting_for_Learning, podcastingatuniversity, web2.0
Eigentlich findet sich das schon in der bisherigen Diskussion. So unterscheiden Eckert und Hofer (Wissenserwerb durch „interaktive“ neue Medien. In: Hrsg.: Berghaus, M. (Hg.): Interaktive Medien – Interdisziplinär vernetzt, S. 105-128. Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 1999) zwischen einem technischen, einem verhaltenswissenschaftlichen und einem intentionalen Interaktivitäts-Begriff. Diese Dreiteilung findet sich auch bei Hanisch (Highly Interactive Web-Based Courseware. Dissertation, Universität Tübingen, 2004, gibts als Download) wieder. Er unterscheidet zwischen den Eigenschaften des grafischen Interfaces, der Sicht der Lehrenden, für die sie als Interaktion zwischen internen und externen Wissensrepräsentationen auf Seiten der Lernenden zu konzipieren ist, sowie die kommunikationstheoretische Sicht. Der intentionale Interaktivitätsbegriff, der bei den Akteuren zusätzlich das Vorhandensein von sozialen Kognitionen wie Zielen, Beeinflussungsabsichten und Mittel-Ziel Überlegungen zur Voraussetzung hat, behält deshalb bezogen auf digitale Medien den Informationsaustausch zwischen Personen in Computernetzwerken (Kommunikationsfunktion) im Auge. Ist es nicht das, was du mit der Erweiterung durch Computerassistenz meinst?
ach ja, Interaktion 2.0. Also ich persönlich finde übrigens nicht jedes begriffliche Update eines Versionssprungs würdig 😉
Gruß, Joachim
Hallo Jachim Wedekind,
nein, ehrlich gesagt meine ich das nicht exakt so, wie Du es darstellt. Doch zuerst einmal vielen Dank für den engagierten Kommentar.
Auf die Schnelle habe ich einen Bick in die oben genannte Dissertation von Dr. Frank Hanisch geworfen und sehe, in der Darstellung des Interaktionsbegriffes geht er natürlich schon weit über das Verständnis der ursprünglichen H-C-I hinaus.
Ursprünglich entstand dieses Posting einer eher phänomenologischen Betrachtung und weniger aus dem entwickelnden/programmierenden Sektor.
Von daher sollten vielleicht einige gegenübergestellte Phänomene den Begriffswandel skizzieren, damit deutlich wird, was ich meine.
Schon erwähnt:
Mensch – Computer – Interaktion betrifft die Kommunikationsebene zwischen der bedienenden Person und dem Computer. Das kann direktmanipulativ, über intelligente Schnittstellenlösungen, … eben in seiner Vielfalt gelöst sein.
Nicht neu:
Nicht neu ist die Beschreibung der Interaktion zwischen zwei Menschen über mit einander verbundene Computer. Auch hier gibt es viele Anwendungen, die dies umsetzen. Hierdurch gelingt auch Kommunikation.
Mir neu:
Mir neu und von daher Anlass der Ausgangsfrage war, dass mit veänderten technischen Möglichkeiten die Interaktion, bzw. das Bereithalten von Interaktionsfunktionalitäten auch vor neuen Herausforderungen steht.
Während früher für die Interaktion zum Beispiel die gleichen Programme zugrunde gelegt werden konnten, oder eben Programme mit einem quasi gleichen Funktionsumfang, so scheint mir in das Grundkonzept des veränderten Webverständnisses eben genau dies nicht mehr grundlegend zu sein. Vielleicht um es am Podcasting ganz deutlich zu machen: Einen Podcast kann ich auf viele verschiedene Weisen und in einem nicht mehr zu kontrollierenden Umfang rezipieren. Alex Wunschel hat in seiner ersten Podcastumfrage zu Beginn der Inkulturaition feststellen dürfen, das gerade im Lebensmoment des „unterwegs sein“ Podcasts große Aufmerksamkeit zukommt. (Während Autofahren etc.) Begrifflich folgert er die Ausnutzung der „Commuting Time“ auch zu Lern- und Informationszwecken. Dem entgegen steht aber eine hohe Neigung von Podcasthörern mit dem Podcaster auf den entsprechenden Webpräsenzen interaktiv zu werden. Dieses Moment der Phänomenologie betrachte ich als bedenkenswert. Das macht mich stutzig, wenn man sich vergegenwärtigt, dass im Vergleich zu früher also nicht mehr davon ausgegangen werden kann, dass sich die Nutzer direkt vor einer Eingabefläche zu einem Kommentar befinden müssen und trotzdem Inter-Handeln. Ich habe also nicht mehr eine Anwendung, mit der ich interagiere, sondern mehrere.
Ein anderes Beispiel betrifft die sehr diffizile Interaktion von Bloggern. Er hat die Wahl zu handeln durch das direkte Kommentieren. Er kann jedoch auch einen Trackback setzen, um dem Verfasser eines Blogpost mitzuteilen, dass er auf das Gedankengut des Urhebers bezug nimmt. Diese Art der Interaktion unterscheidet sich von dem Bisherigen doch deutlich.
Noch komplexer wird es, wenn verschiedene, funktional getrennte Applikationen zusammen wirken oder gar einfach nur nebeneinander an zentraler Stelle gebündelt werden.
Nehmen wir zum Beispiel hier die Funktion des „Social Bookmarking“ und die dieses „Blog“. Bei beiden habe ich die Möglichkeit mit Menschen gleichen Interesses interaktiv tätig zu werden. Doch es ist ein Unterschied, ob ich jemandem in meinem webbasierten Social-Bookmarking-Tool-Netzwerk einen Link empfehle oder mit ihn in einen Diskurs einsteige.
Letztenendes Auffallend war mir, dass nicht sichergestellt werden kann, dass derjenige in dem Moment, in dem er mit der Technologie seiner Wahl die Informationen rezipiert auch in einen Interakionsprozess treten kann. Jemand, der dieses Blog über Bloglines rezipiert hat nicht die Möglichkeiten die Kommentare zu den Postings in der Form wahrzunehmen, wie wenn er das Blog in seinem Webbed lesen würde. Und trotzdem gibt es die Nutzung der Kommentarfunktion.
Und das machte mich stutzig und brachte mich zu der Frage, ob der Interaktionsbegriff ob der neuen Handlungsmöglichkeiten und vielleicht auch im Bezug auf sich entwickelnden Regelwerke einmal überdacht werden müsste. Ob man das (ich bezeichne es einmal als poppige X-2.0) in Form der Kennzeichnung von Versionssprüngen fortführen muss mag ich nicht beurteilen. Ich dachte es jedoch weniger als Version, sondern schlicht als Abgrenzung von dem Bisherigen.
Mein persönliches Fazit (a La Thetawelle ): Es mag erscheinen, dass hier die Begriffe Interaktion und Kommunikation wild durcheinander fliegen. Das ist nicht so beabsichtigt. Und, auch wenn es schwer fällt, manchmal hat man den Eindruck, dass sich etwas verändert – es ist jedoch ziemlich schwierig diese aus den Alltagsbeobachtungen auf den Punkt zu kriegen.
Vielen Dank und liebe Grüße,
Andreas