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Informelle Lernprozesse und Podcasting

Auf dem Strukturnetzblog von Reinhard Völzke findet sich ein Eintrag, der für dieses Posting den Anlass bietet. Nachdem er seinen eigenen Zugang zum Podcasting geschildert hat, und in in der über die Kommentarfunktion bereicherten Diskussion zu Umgänglichen Erfahrungen fragt er also:

„Wie also – unter Lerngesichtspunkten – die Nachteile von Podcasting minimieren und die Vorteile maximieren? Sich vielleicht doch noch einmal ausführlich mit der Entwicklung virtueller Lernumgebungen auseinandersetzen? Wie beispielsweise Jens Drummer in seinem anregenden Papier? Oder mit der didaktischen Einbindung von “Tönen”, wie hier bei e-teaching.org nachzulesen? Über weiterführende Hinweise und Erfahrungsberichte freue ich mich …“

Ich denke, einen eigenen Zugang zum Thema wurde entsprechend in den Kommentaren bereichert. Daher schließt er diesen Themestrang in seinem letzten Kommentar zu Recht ab mit:

„Damit wäre ich wieder beim Ausgangspunkt meines Artikels, nämlich der Frage, inwiefern durch Podcasting informelle Lernprozesse angeregt werden können …“

Hierzu von meiner Seite einige niedergeschlagene Anregungen und auch einer Berücksichtigung voneinigen Problemen.

1. Aspekt der Kommunikation eines Podcasts – oder das Potential der gemeinsamen Konstruktion

An früherer Stelle in diesem Blog, bzw. in einem der Vorgänger-Blogs hatte ich einmal versucht aufzuzeichnen, wie sich die Strukturen eines Podcasts visualisiert festhalten lassen. Das kann man -> hier noch einmal nachschauen. Welche Erkenntnisse sind aus diesem Modell wichtig? Ich meine, durch die Vorstellung des „Workflow des Podcastings“ und der kommunikativen Strukturen wird gewissermaßen deutlich, dass ein Podcaster, also derjenige, der einen Podcast betreibt und gestaltet in einem gewissen Maß den Einfluß auf seine Zuhörer verloren hat. Er hat zum Zeitpunkt x- bestimmt, dass ein Podcast die Länge t hat und in die Episode die Themen aufgenommen, er hat keinen Einfluss mehr darauf wann und in welchem Modus der Rezipient den Podcast wahrnimmt, ob via einen MP3 – Player oder in ater manier über ein Webbett. Dies gilt es bei einer Gestaltung eines Podcasts im Sinne eines Lehrangebotes zu berücksichtigen.

Welche Schlüsse sind dann in einer solchen Fragestellung, wie Reinhard sie stellt auf das Gestalten eines Podcasts zu ziehen?

  • Das Angebot muss so gestaltet sein, dass es einem Lernen via Audio on Demand gerecht würde.

Das heisst:

  • neben der Arbeit am Tondokument müssen die „anderen“ Daten sehr sorgfältig ausgestaltet sein, denn nur durch sie erfährt der Rezipient, wie er mit dem audio-Dokument umgehen soll.
  • die Lerninhalte sollten in sich abgeschlossen sein. Das heisst nicht, dass sie auf eine Episode eines Podcasts beschränkt sein müssen. Viele Themen eignen sich in verschiedenen Dichten hervorragend auch über mehrere Episdoen gerecht. Doch wenn es über Episodengrenzen hinweg geht, so sollte auch in dem Dokument die Geschwisterepisoden genannt werden, die sich in die thematische Nähe bringen lässt.
  • Es bedarf einer geeigneten Vermittlungsstruktur. Der Anspruch durch Audiodokumente in einer sequenziellen Struktur zu Lernprozessen zu führen birgt das Potential über Kommentare auch wiederum sekundär mit seinen Hörern in einen Dialog zu treten. Auch dies kann über entsprechende Gestaltungsmerkmale geschehen. Man denke an Zuhörerimpulse, offene Fragen und Aufforderungen zum Feedback, an „Weiter-Denk-Spiele“, Meinungsbilder und viele andere pontentiellen Interaktionsformen, die es dem Zuhörer erleichtern den Lerninhalt auch als sekundärer Hörer mit dem Inhalt umzugehen

2. Probleme, die gebrückt werden müssten:

  • Wahrnehmung ≠ Interaktion
  • Inhaltliche Dichte ≠ Eigene Auffassung und Verabeitungsgabe

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Der zeitliche Moment der Wahrnehmung entspricht nach gegenwärtigem Stand der Technik nicht dem Moment der Interaktion. Aus dem Vorteil der Ubiquität wird auch der größte nachteil, bezüglich der Interaktion. Wenn ich auf der Autobahn bin und mir gerade einen Podcast anhöre, der mich zum Weiterdenken veranlasst, oder gar zu einem Kommentar, dann stehe ich vor dem Problem, diesen nur schwer durchführen zu können. Also bedarf es der folgenden Mittel: Annotation zum Beispiel in ein Handy oder anderes Aufnahmegerät, dass ich dann später die die Kommentarfunktion zurück speise, oder des Feedback über mobile Geräte zum Beispiel via eMail.

Eine andere technische Möglichkeit verbirgt sich hinter der Nutzung von Telekommunikation. Man kann inzwischen viele Podcasts über sog. Phonecasts anhören, was jedoch überwiegend Telefonflatrate nutzern eine bezahlbare Alternative darstellt. Doch dort habe ich auch die Möglichkeit direkt an der entsprechenden Stelle einen Audiokommentar loszuwerden.

Die Zukunft wird zeigen, inwieweit sich Interaktionsgeschehen und Audiorezeption miteinander verschmelzen lassen. Und die technologischen Möglichkeiten sind diesbezüglich noch lange nicht ausgereift. Man denke nur, was für Podcasthörer ein MP3_Player der auch Netzzugang hätte für ein weites Interaktionsfeld eröffnen würde. Doch andererseits wäre zu bedenken, dass meines Erachtens der Siegeszug des Podcasting gerade über die Unabhängigkeit von Geräten angetreten wurde. …

• Inhaltliche Dichte ≠ Eigene Auffassung und Verabeitungsgabe

Auch wenn dieses Problem auf den ersten Blick banal ausschaut. Beim Podcasting ist eines schnell passiert: Überforderung oder Unterforderung des Zuhörers. Da ich keinen Einfluss auf die

Zuhörer habe (oder haben möchte, denn wer will vorschreiben wer seinen Podcast zu hören hat, wenn es ein informelles Szenario ist) muss ich mit der Gestaltung der inhaltlichen Dichte sehr bewusst umgehen. Es könnte sein, dass sich unter den Hörern ein Experterte befindet, aber auch ein interessierter Laie. Im Zuge einer Bedarfsorientierung kann es also nicht schaden auch diesbezüglich die Fragen den Zuhörern in den Raum zu stellen, um entsprechendes Gestaltungspotential zu erhalten. Das Gleiche gilt für die Gestaltung für verschiedene Wahrnehmungsmodi. Was spricht dagegen, seitens jemanden, der ein Lernangebot gestaltet, Hinweise zu geben, dass man jetzt in dieser Episode einen kopmlexen Gegenstand bearbeiten möchte, und von daher so und so vorgeht, oder sich vorstellt, dass der Zuhörer gerade in dem oder dem Anderen Modus den Podcast wahrnimmt. Das vermeidet die Enttäuschungen.

Wiederholungen und Zusammenfassungen sind gerade durch die Linearität bedingt höchst willkommene Gestaltungsmerkmale. Gliederungen und Kapitel ebenso, stellen sie den Hörer doch auf das Kommende ein.

Weiterführende Materialien und eigene Zugänge sind mittlerweile so weit verbreitet, dass ich darauf gar nicht mehr eingehen will. Auch hier gilt das Problem: Der Rezeptionszitpunkt ist nicht der Zeitpunkt des Bezuges.

OK. Das war es von meiner Seite für den Moment, wer noch was dazu weiss, sage es bitte.

Grüße

Andreas Auwärter

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